Diese 5 Kaugummi-Tricks an der Supermarktkasse kosten Sie hunderte Euro pro Jahr

Wenn Sie das nächste Mal mit Ihren Kindern an der Supermarktkasse stehen, werfen Sie einen bewussten Blick auf die dort platzierten Kaugummi-Packungen. Was Sie dort sehen, ist das Ergebnis jahrzehntelanger psychologischer Forschung und ausgeklügelter Marketingstrategien, die gezielt darauf abzielen, sowohl Kinder als auch Eltern zum spontanen Kauf zu bewegen. Doch hinter den bunten Verpackungen und verlockenden Werbeversprechen verbergen sich Verkaufstricks, die kritische Verbraucher durchschauen sollten.

Die strategische Platzierung an der Kasse: Kein Zufall

Die Positionierung von Kaugummi im Kassenbereich folgt einer durchdachten Verkaufsstrategie. Während Erwachsene in der Warteschlange stehen und sich langweilen, befinden sich die süßen Versuchungen genau auf Augenhöhe der Kinder. Diese sogenannte „Quengelzone“ nutzt einen psychologischen Moment aus: Die Aufmerksamkeit der Eltern ist durch das Bezahlen abgelenkt, während Kinder Zeit haben, die verlockenden Produkte zu entdecken und danach zu fragen.

Eine internationale Studie der University of Auckland bestätigt dieses Vorgehen eindrucksvoll: 70 Prozent der an Kassen platzierten Waren fallen in die Kategorie ungesunder Lebensmittel. Eine GfK-Studie zeigt zusätzlich, dass fast 70 Prozent aller Kaufentscheidungen erst am Point of Sale getroffen werden – genau dort, wo die Süßigkeiten strategisch platziert sind.

Besonders perfide ist dabei die Preisgestaltung. Die kleinen Packungen kosten oft nur wenige Euro, was den Eindruck einer harmlosen Ausgabe erweckt. Viele Eltern geben nach, um Diskussionen zu vermeiden oder als kleine Belohnung für das brave Verhalten beim Einkauf. Dabei übersehen sie oft, dass der Kilopreis von Kaugummi deutlich höher liegt als bei vielen anderen Süßwaren.

Das Regal als verkaufspsychologisches Instrument

Die Platzierung im Supermarkt folgt klaren Regeln der Regalwertigkeit. Die sogenannte „goldene Zone“ auf Augenhöhe ist die verkaufsstärkste Zone und wird deshalb für hochpreisige Markenprodukte genutzt. Günstigere Alternativen finden sich meist in der Bückzone – eine bewusste Erschwerung für preisbewusste Kunden.

Ständer mit Aktionsware versperren oft strategisch den Weg und erwecken den Eindruck von Sonderangeboten, obwohl die Produkte häufig gar nicht reduziert sind. Diese Massenplatzierungen werden von Kunden automatisch mit Preisnachlässen assoziiert, auch wenn die Artikel nicht günstiger werden.

Werbetricks durchschauen lernen

Durchschnittlich 69 Prozent der Werbung in Supermärkten bewirbt ungesunde Produkte wie zuckerhaltige Getränke, Chips, Schokolade und Süßwaren. Die Verpackungsgestaltung von Kaugummi nutzt psychologische Erkenntnisse: Grelle Farben, Comic-Figuren und Begriffe wie „extrem“ oder „wild“ sollen Abenteuer und Rebellion suggerieren – Gefühle, die gerade bei Kindern und Jugendlichen starke Kaufimpulse auslösen.

Gesundheitsversprechen kritisch hinterfragen

Moderne Kaugummi-Hersteller nutzen geschickt das gestiegene Gesundheitsbewusstsein der Verbraucher aus. Begriffe wie „zuckerfrei“, „für die Zahnpflege“ oder „mit Vitaminen angereichert“ auf der Verpackung erwecken bei Eltern den Eindruck, ihren Kindern etwas Gutes zu tun. Diese Aussagen sind rechtlich oft korrekt, können jedoch in die Irre führen.

Zuckerfreie Kaugummis enthalten Süßstoffe und Zuckeraustauschstoffe, die bei übermäßigem Konsum abführend wirken können. Die empfohlene Tagesdosis wird auf den kleinen Verpackungen oft nur im Kleingedruckten erwähnt. Kinder, die mehrere Packungen am Tag konsumieren, können dadurch Verdauungsprobleme entwickeln.

Die beworbenen Zahnpflegeeffekte treffen zwar grundsätzlich zu, da zuckerfreies Kauen die Speichelproduktion anregt. Allerdings ersetzen diese Produkte niemals eine ordentliche Zahnhygiene, was in der Werbung oft nicht deutlich genug kommuniziert wird.

Sammelobjekte und Belohnungssysteme als Kaufanreiz

Viele Hersteller setzen auf Sammelaktionen, Aufkleber oder kleine Beigaben, um eine langfristige Kundenbindung zu schaffen. Diese Strategie nutzt den natürlichen Sammeltrieb von Kindern aus und kann zu wiederholten Käufen führen, auch wenn das eigentliche Produkt gar nicht mehr im Vordergrund steht.

Besonders problematisch wird es, wenn limitierte Editionen oder seltene Sammelobjekte beworben werden. Kinder entwickeln dann oft einen regelrechten Kaufdrang, um ihre Sammlung zu vervollständigen. Eltern finden sich in der Situation wieder, regelmäßig nachkaufen zu müssen, um die Enttäuschung ihrer Kinder zu vermeiden.

Preistricks und versteckte Kosten durchschauen

Ein genauer Blick auf die Preisgestaltung offenbart weitere Marketingtricks. Während eine einzelne Packung günstig erscheint, zeigt die Umrechnung auf 100 Gramm oft, dass Kaugummi zu den teuersten Süßwaren im Supermarkt gehört. Multipacks suggerieren Ersparnisse, führen aber häufig zu erhöhtem Konsum.

Die unterschiedlichen Packungsgrößen erschweren zusätzlich den Preisvergleich. Eine kleine Rolle für die Handtasche kostet pro Gramm oft deutlich mehr als die Großpackung, obwohl der absolute Preis niedriger liegt. Diese Preisdifferenzierung zielt bewusst auf verschiedene Kaufsituationen und Kundengruppen ab.

Bewusste Einkaufsstrategien entwickeln

Als aufgeklärter Verbraucher können Sie diesen Marketingfallen gezielt entgegenwirken. Verbraucherschutzexperten empfehlen, immer mit einem Einkaufszettel einzukaufen und sich strikt daran zu halten. So sinkt die Wahrscheinlichkeit, spontanen Kaufimpulsen zu folgen.

Wenn Sie Ihren Kindern gelegentlich Kaugummi kaufen möchten, tun Sie dies bewusst im Süßwarenregal, wo Sie Preise vergleichen und ohne Zeitdruck auswählen können. Erklären Sie Ihren Kindern altersgerecht, wie Werbung funktioniert und dass die Bilder auf der Verpackung oft übertrieben sind.

  • Lesen Sie Zutatenlisten und Nährwertangaben bewusst
  • Achten Sie auf Verzehrempfehlungen, besonders bei zuckerfreien Produkten
  • Setzen Sie klare Regeln für den Süßwarenkonsum
  • Nutzen Sie Kaugummi als gelegentliche Belohnung, nicht als tägliche Gewohnheit

Alternative Strategien für Eltern

Statt völlig auf Kaugummi zu verzichten, können Sie bewusste Kompromisse eingehen. Kaufen Sie größere Packungen zu besseren Preisen und portionieren Sie diese zu Hause. So haben Sie die Kontrolle über Konsum und Kosten. Nutzen Sie dabei auch die Gelegenheit, mit Ihren Kindern über Werbetricks und bewusstes Konsumverhalten zu sprechen.

Wenn Ihre Kinder auf die Zahnpflege-Argumente ansprechen, können Sie dies als Ausgangspunkt für Gespräche über echte Zahnhygiene nutzen. Zeigen Sie auf, dass regelmäßiges Zähneputzen und Zahnseide wichtiger sind als der gelegentliche Kaugummi.

Medienkompetenz früh fördern

Die Erkenntnis dieser Marketingtricks macht Sie nicht zum spielverderberischen Elternteil, sondern zu einem bewussten Verbraucher, der seine Kinder zu selbstbestimmten Konsumentscheidungen erziehen möchte. In einer von Werbung geprägten Welt ist diese Kompetenz eine der wertvollsten Fähigkeiten, die Sie Ihren Kindern vermitteln können.

Durch das Verständnis der psychologischen Mechanismen hinter der Produktplatzierung werden Sie und Ihre Familie zu mündigeren Verbrauchern. Die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Impulskäufe und Verkaufsstrategien helfen dabei, bewusstere Entscheidungen zu treffen und das Familienbudget besser zu kontrollieren.

Welcher Kaugummi-Marketingtrick wirkt bei dir am stärksten?
Bunte Verpackung mit Comicfiguren
Zuckerfrei gleich gesund Versprechen
Sammelaktionen und limitierte Editionen
Günstig aussehende Minipreise
Platzierung in der Quengelzone

Schreibe einen Kommentar